Nicht immer verläuft die Geburt des Fohlens ohne Probleme. Was Sie wissen sollten und wie Sie am Besten im Notfall reagieren, erfahren Sie hier.
Der Wunsch eines jeden Züchters ist es, bei der Geburt des lang ersehnten Fohlens anwesend zu sein. Zum einen um in einer eventuellen Notsituation sofort Hilfestellung leisten zu können und zum anderen um das Phänomen der Geburt hautnah zu erleben.
Abfohltermin: Die Umsetzung gestaltet sich meist aber als schwierig, da keine Anzeichen den Geburtstermin genau bestimmen können. Das Verhalten der Stute oder die bekannten Harztropfen am Euter sowie eingefallene Beckenbänder deuten nur auf eine baldige Geburt hin.
Bei Anwesenheit von Personen oder Unruhe im Stall neigen empfindliche Stuten dazu, den Geburtstermin über Stunden und Tage hinaus zu zögern. Um diese Situation zu vermeiden wurden verschiedene Geburtsüberwachungssysteme entwickelt, die die Geburtsbegleitung vereinfachen sollen.
Diese Überwachungssysteme reichen von einer Überwachungskamera bis hin zu verschiedenen Gurten, die einen Alarm auslösen wenn die Stute zu schwitzen beginnt oder sich ablegt. Das meist etablierte System ist ein Sender, der durch den Tierarzt in den Schamlippen der Stute vernäht wird und beim Erweitern Alarm auslöst. Wenn das Fohlentorso direkt vor dem Geburtsweg liegt, kann der Alarm evtl. nicht ausgelöst werden – eine zusätzliche Überwachung bietet der Schweißmelder am Halfter. (Horsemonitoring.de)
Vorbereitung ist Alles: wenn der Geburtstermin naht ist es sinnvoll vorher einen Tierarzt oder erfahrene Züchter zu informieren und vorzubereiten um im Notfall eine schnelle Hilfe organisieren zu können.
Um gut vorbereitet zu sein dürfen einige Dinge nicht fehlen:
Sterile Einmalhandschuhe
Sterile Gleitmittel
Saubere Schweifbinde
Zwei ausgekochte Geburtsstricke
Desinfektionsmittel
Desinfektionsmittel für den Nabel des Fohlens
Einmalhandtücher-
Zwei saubere Wassereimer
Monofiler Faden vom Tierarzt (bei starker nicht endender Blutung aus dem Nabel)
Der Geburtsablauf: Die Geburt beginnt mit der Eröffnungsphase, die durch deutliche Unruhe der Stute, kolikartiges Verhalten, schwitzen und häufiges Kot und Harn absetzten gekennzeichnet ist. Wenn die Fruchtblasen sichtbar werden und diese dann bersten, befindet sich die Stute in der Austreibungsphase. Da die Stute das Fohlen meist im Liegen durch Presswehen austreibt, ist darauf zu achten, dass hinter der Stute ausreichend Platz ist. Im ungünstigen Fall, wenn die Stute sich vor einer Wand ablegt, sollte sie noch einmal hochgetrieben werden, um das Fohlen durch das Pressen gegen eine Wand nicht zu gefährden. Die Austreibungsphase dauert im Normalfall nur 20 bis 30 Minuten. Bei einem ungestörten Geburtsverlauf ist unbedingt davon abzuraten die Stute zu stören oder Zughilfe zu leisten. Falls nur ein Bein des Fohlens im Geburtskanal sichtbar ist oder das Fohlen nicht mit jeder Wehe weiter ausgetrieben wird, empfiehlt es sich die Stute aufzutreiben, um die Geburtsabläufe zu unterbrechen und auf rasche tierärztliche Hilfe zu warten.
Nach einer ungestörten Geburt bleibt noch darauf zu achten, dass die Nüstern des Fohlens frei von Schleim und Resten der Fruchtblasen sind, damit es ungehindert atmen kann. Der Nabel des Neugeborenen sollte an der Rissstelle umgehend desinfiziert werden, damit es zu keiner aufsteigenden Infektion kommen kann. Die Desinfektion sollte alle 2h wiederholt werden.
Das Vorgehen nach der Geburt: Spätestens zwei Stunden nach der Geburt sollte die Nachgeburt bei der Stute abgegangen sein, denn ansonsten kann es zu einer schweren Gebärmutterentzündung kommen (Nachgeburtsphase). Bis die Nachgeburt vollständig abgegangen ist, empfiehlt es sich, sie hoch zu binden um das Abtreten durch die Stute und somit starke Verletzungen der Geburtswege zu verhindern. Die Nachgeburt ist auf Vollständigkeit oder krankhafte Veränderungen zu untersuchen. Falls sie nicht nach zwei bis drei Stunden abgegangen ist oder Reste in der Gebärmutter verbleiben, ist unbedingt der Tierarzt zu informieren. Durch eine nicht oder zu spät abgegangene Nachgeburt oder verbleibende Reste, kann es zu einer bakteriellen Besiedlung und so zu einer Gebärmutterentzündung kommen. Anzeichen hierfür sind Fieber und ein gestörtes Allgemeinbefinden der Stute, sowie ein übelriechender Scheidenausfluss. Hier sind regelmäßige Spülungen der Gebärmutter und eine antibiotische Therapie durch den Tierarzt unbedingt indiziert. Nur durch ein schnelles Handeln kann die weitere Fruchtbarkeit der Stute gewährleistet werden.
Falls die Stute Lahmheit oder Pulsation der Arterien am Fesselkopf zeigt ist ebenfalls umgehend ein Tierarzt zu informieren. Bei dieser Erscheinung kann es sich um eine Hufrehe handeln, die sogenannten Geburtsrehe. Durch ein zu langes Verbleiben von Nachgeburtsanteilenin der Gebärmutter können Giftstoffe (Toxine) in die Blutbahn gelangen und die Geburtsrehe auslösen.
Falls die Stute nach der Geburt starke Blutungen aus der Scheide aufweist können diese durch Verletzungen der Scheidenwand oder im schlimmsten Fall durch einen Gebärmutterriss begründet sein. Ist die Gebärmutterwand vollständig zerrissen ist eine sofortige Notoperation notwendig, da dieses sonst zu einer tödlichen Bauchfellentzündung führen kann. Zeigt die Stute nach der Geburt starke kolikartige Schmerzen kann dieses ein Anzeichen für innere Blutungen oder Quetschungen des Darmes sein, die von einem Tierarzt diagnostiziert werden sollten, um die Stute gegebenenfalls ruhig zu stellen und ein Platzen eventueller innerer Hämatome verhindern zu können.
Durch heftige Wehen während der Geburt kann es zu Verletzungen der Geburtswegekommen. Aus diesen Gründen ist nach der Geburt die Scheide der Stute auf Dammrisse zu untersuchen. Bei einem vollständigen Dammriss ist der Damm bis in den After durchtrennt. Solche Verletzungen sollten chirurgisch versorgt werden um einen ungestörten Schamschluss zu gewährleisten und so einer Gebärmutterentzündung entgegenzuwirken und die weitere Fruchtbarkeit der Stute sicher zu stellen.
Die weitere Zuchtnutzung der Stute Da der Nachgeburtsabgang eine wichtige Rolle für die weitere Fruchtbarkeit und Nutzung der Stute spielt, ist eine rasche erneute Besamung nur bei einer geschlechtsgesunden Stute sinnvoll. Drei wichtige Faktoren haben sich für den Befruchtungserfolg einer Fohlenstute herauskristallisiert:
Der Geburtsverlauf und Abgang der Nachgeburt
Bewegung nach der Geburt zur Förderung der Rückbildung der Gebärmutter
Bedarfsgerechte Ernährung
Ob die Fohlenrosse (Rosse um Tag 8 bis 12 nach der Geburt) genutzt werden soll ist ein breit diskutiertes Thema. Bei vielen Züchtern gilt die Fohlenrosse als „Reinigungsrosse“ und wird deshalb um ein erhöhtes Resorptionsrisiko zu vermeiden, nicht genutzt. Da jedoch die Eierstockfunktion nach der zweiten Rosse nach der Geburt durch eine Konkurrenzsituation zwischen Milchproduktion und Funktion der Eierstöcke abnimmt, ist auch davon abzuraten, viel Zeit zwischen Geburt und weiterer Zuchtnutzung verstreichen zu lassen. Aus diesem Grund hat es sich in erfahrenen Züchterkreisen etabliert, in der Fohlenrosse einen Überblick über die Geschlechtsgesundheit der Stute zu bekommen, um den genauen Zeitpunkt des Follikelsprungs zu kennen und durch eine eventuelle Hormoninjektion durch den Tierarzt eine weitere zeitnahe Rosse mit optimalen Befruchtungschancen zu provozieren. Klima, Bewegung und Ernährung spielen eine wichtige Rolle für die Fruchtbarkeit der Stute. Auch das Alter spielt eine Rolle für den Befruchtungserfolg. Ab einem Alter von 16 Jahren ist mit einer abnehmenden Befruchtungsrate zu rechnen. Mit dem Einsetzen der Milchproduktion steigt der Bedarf an Energie und Nährstoffenstark an. Die Erhöhung der Futterration sollte langsam zwischen dem dritten und siebten Tag nach der Geburt einsetzen. Dabei ist aber auch eine Überfütterungder Stute zu vermeiden, da ein mastiger Ernährungszustand sich negativauf die Fruchtbarkeit auswirkt.
Problemen vorbeugen Durch Abort, Resorption der frühen Frucht und Fohlensterblichkeit kommt es dazu, dass nur jede zweite gedeckte Stute auch ein Fohlen aufzieht. Wird die Trächtigkeit beendet, bevor die Frucht außerhalb des Mutterleibes lebensfähig ist, spricht man von einem Abort. Kommt es zu einem Abort sollte anfangs immer von einem infektiösen Geschehen ausgegangen werden um durch geeignete Hygiene und Desinfektionsmaßnahmen eine Verbreitung im Stall zu verhindern. Desweiteren sollten der Fetus und auch die Fruchthüllen von einem Labor auf die Ursache des Verfohlens untersucht werden.
Eine der häufigsten Ursachen des Verfohlens ist der sogenannte Virus-Abort durch eine Infektion mit Equinen Herpesviren. Um eine Epidemie in ungeimpften Beständen zu vermeiden, ist eine Impfung zur Vorsorge als unbedingt erforderlich anzusehen.Dabei hat es sich als nicht ausreichend erwiesen nur die Zuchtstuten zu impfen, da der Infektionsdruck durch die ungeimpften Tiere so hoch sein kann, dass es trotzdem zu einer Infektion der geimpften Tiere kommt. Deshalb ist es ratsam den gesamten Bestand zu impfen, um dem gefürchteten Virusabort vorzubeugen. Mit dem richtigen Management und einer guten Vorbereitung sollte einem erfolgreichen Fohlenjahr nichts im Wege stehen. Viel Erfolg!